22. Februar 2011

Tierisch Bock im Kofferraum

Tag 35
Montag, 07.02.2011

Heute galt es also zu klaeren, inwiefern wir unser Auto in Gambia lassen und alsgleich zum Laenderspiel nach Senegal reisen koennen. Bevor es hierfuer allerdings zum Zollbuero in Banjul ging, wurde noch fix eine weitere und auch bei der Gambianischen Polizei anerkannte Autoversicherung abgeschlossen (ein Monat zu 560 Dalasi, zur Erinnerung: 1 Euro = 37 Dalasi). Die Papiere sollten als Bittsteller dann schon in Ordnung sein. Am Zollbuero half einmal mehr Vitamin B weiter, kannte Kara wiederum den Bruder des Oberzollmockels und so gab es statt der ueblichen 10 Tage gleich eine Verlaengerung des Passavante auf ein weiteres Monat. Eine Ausreise und der Verbleib des Autos sollte kein Problem darstellen, einfach eine Kopie des Passavante mitnehmen und den Sachverhalt an der Grenze erklaeren. Sollte es trotzdem noch Probleme dort geben, koennte man mit einem Telefonat beim Oberzollmockel eindruck schinden und die Sache duerfte geklaert sein. Soweit so erfreulich, man durfte auf den naechsten Tag also gespannt sein. Zuvor wurden noch die finanziellen Grundmittel aufgestock, weswegen zuerst 15.000 Dalasi gezogen wurden, um sie nebenan in der Bank in 400 Euro zu tauschen, um in den anderen Laendern eine bessere Ausgangslage zu haben bezueglich des Geldwechselns. Soweit allerdings garnicht so einfach, kann der Maxi halt schlichtweg nichts, egal ob er ne Kravatte an hat und in einer vollklimatisierten Bankzentrale sitzt oder nicht. Aus einem einfachen Geldtauschen wurde eine ueber zweistuendige Odysee wo einmal mehr die linke Hand nicht wusste, was die rechte tut. Irgendwann nach dem siebten Stempel auf der zwoelften Formularkopie fuehlte sich die gelangweilte Mutti am Schalter dann aber doch noch faehig, acht 50-Euro-Scheine ueber den Thresen zu schieben.


Zeitgleich war Kara mit seinem Juengsten Sohnemann beim Onkel Doktor, der Malariaverdacht bestaedigte sich aber nicht, so dass wir beide etwas zu feiern hatten. Nach dem kuehlen Bierchen in der Kneipe unterhalb der Deutschen Botschaft ging es wieder nach Birkama, wo die letzten Vorbereitungen zur morgigen Abreise getroffen wurden. Die lieben sieben Sachen packen war da weniger das Problem, als wie die noch ausstehende Kopie des Passavantes. So mussten erst noch ueber drei Stunden Stromausfall abgewartet werden, bevor der Kopierer im Internetcafe seiner Bestimmung nachgehen konnte. Kurz nach Mitternacht dann endlich Bettruhe, wenn auch nur fuer fuenf Stunden


Tag 36
Dienstag, 08.02.2011

Wer hierzulande reisen moechte, der muss Fruehaufsteher sein. Die besten Chancen auf Transport sind zwischen sechs und sieben Uhr, wenn die Markleute in die benachbarten Doerfer fahren und die Geschaeftsleute in die Hauptstadt. Ausserdem stand bis Dakar ja eine gewaltige Strecke auf dem Programm, wenngleich nicht unbedingt die Kilometerzahl sondern vielmehr die Streckenverhaeltnisse diese so gewaltig machen. So sassen wir kurz vor sechs im Gelli Gelli, dem oeffentlichen Transportmittel Gambias. Das Gelli Gelli sind irgendwelche alten Kleinbusse, die mit Handverschraubter Bestuhlung so viele Personen wie irgendmoeglich von A nach B bringen, waehrend derren Gepaeck teils mit beeindruckenden Bondagekenntnissen auf das Dach des Gefaehrts geschnuert wird. Fuer ein bisschen Trinkgeld fuer unser Faherer uns dann auch gleich noch bis zum Faehrterminal, so dass die komplette Strecke mit 70 Dal. fuer uns beide zu Buche schlug. |Nach einer Stunde warten ging die erste Faehre ueber den Gambiariver dann um 8.20. Die Mitfahrt fuer Personen ohne eigenes Fahrzeug ist mit 10 Dalasi ein wahres Schnaeppchen. Auf der alten Faehre, die in besseren Tagen mal ihren Dienst in den Niederlanden tat, fand man auch gleich ein weiteres Gelli Gelli, was uns schliesslich vom Faehranleger in Barra bis zur Grenze bei Karang brachte (100 Dal. fuer uns beide). Um 10 Uhr war die Grenze erreicht, um 10.10h stand man bereits hinter dem senegalesischen Posten. Das war ja einfach! Dass wir mit Fahrzeug nach Gambia eingereist ohne aber wieder ausgereist waren, bemerkte entweder keiner oder es war ihnen egal.


Da wir alsbald weiter wollten, verzichteten wir auf den 3km Marsch bis zum Busbahnhof in Karrang und nahmen fuer 1000 CFA (1 Euro = 650 CFA) zwei Motorraeder dorthin. Die Zeitersparniss haette man sich aber sparren koennen, dauerte es hier noch einmal volle vier Stunden, bis die Kiste nach Dakar endlich voll war und es losgehen konnte. Kurz nach zwei also auf der Strecke und diese hatte es in sich. Die Anzahl der Loecher im Strassenbelag sind zahlenmaessig nur wenig mehr als die Loecher im Boden unseres Gefaehrts. Da auch der Auspuff ueber nicht viel weniger undichte Stellen aufwies, hatten wir eine Gewisse Abgasbelaestigung im Innenraum, die nur mit vollstaendig geoeffneten Fenstern ueberhaupt zu ueberleben war. Durch die offenen Fenster war man auf Grund der Sandpisten und der Luftverwirbelung einem gnadenlosen Sandsturm ausgesetzt. Das ganze eingequetscht auf einer Bank mit drei Personen, auf der eigentlich selbst zwei Erwachsene schon Probleme haben, ordentlich sitzen zu koennen und einer Ausentemperatur von ueber 30 Grad ist das ganze auf Dauer dann Anstrengender als mancher Ausdauersport. Nach zahllosen Stopps an Polizeicheckpoints und saemltlichen auf dem Weg liegenden Milchkannen kam man dann komplett mit Russ, Staub und Sand ueberzogen um 23h in Dakar an. Am noerdlich gelegenen Vorort bei Patte d'Oie liess man sich rauswerfen um auf Grund der fortgeschrittenen Nacht der Sicherheit halber ein Taxi fuer 1500 CFA zum Espace Thially zu nehmen.

Uebernachten in Dakar ist leider nichts fuer den kleinen Geldbeutel, selbst fuer unser Budget schon hochpreisige Absteigen in der Innenstadt sind teil grauenvolle Absteigen, so dass wir uns fuer eine Uebernachtung im Randbezirk der Stadt entschieden. Im ausgesuchten Hotel gibt es dass sehr saubere Doppelzimmer mit Plumsklo und Dusche (das erste mal seit Wochen Warmwasser!) auf dem Gang fuer 17.200 CFA. Gerade der Innenhof um den die Zimmer gelegen sind weis zu ueberzeugen. Hier gibt es auch Hausmannskost, leider waren in der Kueche zur spaeter Stunde die Herdplatten schon kalt, so dass es notgedrungen noch mal rausging. Die Bedeutung von "Fast Food" in Afrika wurde dann beim Fastfoodladen um die Ecke aufgezeigt, dauerte es eine geschlagene dreiviertel Stunde, bis die bestellten Pizzen vor uns standen. Daufer fehlten auf meiner Schinken-Champignon-Oliven-Pizza dann aber auch nur der Schinken, die Champignons und die Oliven. Oh Afrika...


Tag 37
Mittwoch, 09.02.2011

In der Nacht entschied sich dann das Rennen "Wer bekommt auf der Reise als erstes ordentlich Duennschiss" und waehrend ich mich bis 10h am naechsten morgen halbwegs ordentlich ausschlafen konnte, war Annika den groessten Teil der Reise damit beschaeftigt, die Oberschenkelmuskulatur zu trainieren. Immerhin schlugen die Imodiumtabletten relativ gut an, so dass wir ohne Probleme gegen zwoelf Uhr aus dem Hotel auschecken konnten. Beziehungsweise besser gesagt mussten, da die Auberge fuer die kommende nacht ausgebucht vermeldete und wir uns eine neue Herberge suchen mussten. Um so aergerlicher, da die bisherige Unterkunft in Laufweite zum Nationalstadion lag, es in der naeheren Umgebung aber leider keine Alternativen gab. Noch aergerlicher war dann nur noch mein Fauxpass am Geldautomaten, wo ich mich um eine Null verdrueckte und mir mein Missgeschick erst auffiel, als ein ganzes Buendel geld aus dem Automaten hing. Statt 40.000 CFA hatte ich gleich 400.000 CFA abgehoben, ueber 600 Euro also. Plus der 400 Euro Notfallkapital im Gepaeck war man jetzt ueber 1000 Euro schwer. Nicht wirklich der Betrag an Geld, den ich sonst auf Touren durch Laender wie diese gerne mit mir fuehre. Rueckgaengig kann mans aber leider nicht machen, also fix noch ne Zeitung gekauft, wo die heutige Ansetzung um 17 Uhr bestaetigt wurde.

Mit dem Taxi lies man sich dann fuer 2.000 CFA in den am noerdlichen Strand der Dakar-Landeszunge bringen, wo die "Auberge Les Lilas", gefuehrt von einem alten Franzosen, den Zuschlag erhielt. Fuer die 20.000 CFA gab es ein halbwegs ordentliches Doppelzimmer mit eigenem Bad und, zur Freude Annikas, ein europaeisches Sitzklo. Wasser lief derzeit aber leider nicht, so dass man sich aus der bereitgestellten Regentonne bedienen musste. Bei einem kleinen Spaziergang wirkte die Ghettogegend hier auch nicht wirklich einladen, so dass nach einer wirklich leckeren Platte Fleischspiesse mit Salat und Pommes fuer zwei (3.000 CFA) auch schon Richtung Haupttagespunkt aufgebrochen wurde.


Mittwoch, 9. Februar 2011 - 17.00h

Senegal - Guinea   3:0 (1:0)
Freundschaftsspiel   -   20.000 Zs. (300)
Stade Leopold Sedar Senghor, Dakar (SEN), LP 68

Zwei Stunden vor Spielbeginn war noch nicht allzu viel los. Eintrittskarten gab es fuer 3.000 CFA fuer die Ueberdachte Haupttribuene und 1.000 CFA fuer alle anderen Plaetze. Wir goennten uns zwei Schattige Plaetze und nach einem kleinen Wartebierchen vom Schnappsladen nebenan ging es eine Stunde vor Kickoff rein ins grosse Rund. Das Nationalstadion Senegals ist eines dieser Stadion, bei denen viele angenervt sind, weil sie so weit vom Spielfeld wegsitzen, waehrend ich mit der Zunge schnalze und mich meines Lebens freue. Ich stehe ja auf diese alten, weitlaeufigen Betonschuesseln, auch wenn diese damit auch meist Leichtathletikstadien sind. Klar ist die Entfernung zum Spielfeld ein Minuspunkt, doch so eine geschlossene, hohe Betonschuessel und dann auch noch wie hier ohne weiteren Schnoerkel wie Plastiksitzschalen in siebzehn verschienen Farben und der gleichen hat einfach einen gewissen Flair finde ich. So gab es Sitzschalen in den Landesfarben auch nur auf der ueberdachten Haupttribuene. Bis zum Spielbeginn hatten sich etwa 20.000 Zuschauer eingefunden, die sich in stille Beobachter und drei Stimmungsblocks aufteilten. Die Stimmung hier dann so, wie man es von Bildern und Filmaufnahmen von Afrikanischen Laenderspielen her kennt. Bunt angemalte Menschen, viele von Kopf bis Fuss in den Landesfarben bekleidet und grosse, meist lieblos gestalltete Landesflaggen an den Zaunen. Der akkustische Support natuerlich nicht mit europaeischen Massstaeben zu vergleichen. Hier gibt es keine Schlachtrufe und auch geschlossene Gesaenge sind eher die Ausnahme, vielmehr wird getrommelt und geklatscht bis die Flossen brennen. Zig verschiedene Groessen an Bongodrommeln und Rasseln lassen eher an eine Sambaveranstalltung erinnern, als an Fussball. Das Spiel selbst wirft fuer mich dann ein bisher ungeloestes Raetsel auf. So ging Guinea, vertreten mit etwa 300 Fans, die grob im Stadion verteilt waren (nur etwa 50 Leutchen aus Guinea hatten sich mit ein paar Fahnen zum gelegendlichen Support in einer der Kurven versammelt), unter jubel der Landsleute in Minute acht in Fuehrung. Ueberraschend aber dennoch verdient nach einem guten und flotten Start der Gaeste. Es gab Anstoss fuer Senegal und auch sonst alles lief wie bei und nach einem gueltigen Tor ab. Dementsprechend erstaunt war man dann, als am naechsten Tag von einem 3:0 Erfolg von Senegals Loewen berichtet wurde. Auch nachtraegliche Internetrecherche und das offizielle Ergebniss der FIFA ergab kein anderes Endergebniss, die Erklaerung, was mit dem Guineator in der achten Spielminute passiert ist, blieben alle Seiten leider schuldig. Wuerde mich ja echt brennend interessieren. Die drei senegalesischen Tore fielen aber tatsaechlich und waren durchaus nett anzusehen. Gerade das 2:1 durch einen Fallrueckzieher und das 3:1 nach einer Folge von vier Kopfbaellpaessen hatten was fuer sich. Allgemein war das Nievau verhaeltnissmaessig hoch, auch wenn es wohl ein ticken zu wenig technisches Spielvermoegen ist fuer eine WM-Endrunde. Bis 2014 ist ja aber noch ein bisschen Zeit.


Da es schon wieder zu daemmern begann, schnappten wir uns ein Taxi fuer 3.000 CFA zurueck zum Hotel, wo aufgrund der nachts als No-go-Area gaeltenden Gegend im Hotel geblieben wurde. Immerhin gab es hier kaltes Gazellbraeu zu erschwinglichen Preisen. Als man da so rumsass und sich schon ueber die ungewoehnliche rote Beleuchtung im Ausschankraum wunderte, daemmerte uns so allmaehlich, wo wir eigentlich gelandet waren und was das grosse Verstaendnissproblem bei Check in zu bedeuten hatte. So wurden wir bei Anreise gefragt, ob wir das Zimmer denn fuer heute oder fuer die Nacht haben wollten. Ich schob es auf meine nicht vorhandenen Franzoesischkenntnisse, dass ich aus der Frage nicht wirklich schlau wurde. Spaetestens als man beobachtete, wie bei der Schluesseluebergabe an ein eintreffendes Paaerchen auch ein Kondom ueber den Rezeptionstresen wanderte, war klar: Wir waren hier wohl in einem Stundenhotel abgestiegen. Das hat hierzugegend allerdings nichts weiter mit prostitution zu tun, sondern ist fuer viele Leute die einzige Moeglichkeit zu trauter Zweisamkeit, leben die meisten Grossfamilien hier ja auf kleinsten Raum alle zusammen. Da bleibt die Privatsphaere natuerlich schnell auf der Strecke und es wird eben auf diese Art ausgeholfen. Andere Laender, andere Sitten...


Tag 38
Donnerstag, 10.02.2011

Schlaf war bitter noetig nach den letzten Naechten, so dass beschlossen wurde, die Rueckfahrt nach Gambia auf zwei Etappen aufzuteilen. So wurde bis neun Uhr gepennt und in aller Ruhe das im Preis inbegriffene Fruehstueck genossen, bevor es gegen halb elf wieder auf die Piste ging. Am Garre Reigonale "Colloban" fuhren dann leider nicht wie vom Hotelopi versprochen die Sept-place (= Siebensitzer, meist alte Renauts oder Peugeots der 500er Serie) in Richtung Sueden, so wurde man dann doch unpraktischer Weise auf dem weiter Stadteinwaerts gelegenen Garre pompier verwiesen. Nach ueber einer Stunde Kampf im Taxi durch die 2,8-Millionen-Einwohner-Metropole war man dann am Gare, wo sich alsbald ein Bus Richtung Kaolak fand. Also Wartemodus an und hoffen, dass die Kiste bald voll wird. Dementsprechend ueberrascht war man, als es schon nach einer Stunde mit einem halb leeren Bus losging. Den Grund fand man dann eine halbe Stunde spaeter in einem verstaubten Vorort Dakars, wo unter groessten Umstaenden versucht wurde, aus drei Bussen zwei zu machen. Irgendwann war dann das Gepaeck auch auf den richtigen Bus umgeladen und gewohnt unbequem konnte es weiter gehen.Trotz allem war der Bus aber in weitaus besserem Zustand als auf der Hinfahrt, beanspruchte aber dafuer extrem das Nervenkostuem mit einer chinesischen Foltermethode. So lief der Radio die ganze Fahrt ueber auf voller Lautstaerke, obwohl so gut wie nie ein Sender rein kam. Sprich knacken und rauschen auf 120 Dezibel und wenn doch mal eine Funkverbindung da war, dann gab es monotones Gelabere aus uebersteuerten Lautsprechern. Der Maxi ansich scheint dafuer aber kein Gefuehl zu haben, jedenfalls wurde auf der sechsstuendigen Fahrt weder was an dem umstand geaendert noch schien sich irgendjemand sonst darueber aufzuregen. Fuer die 2.000 CFA pro Kopf + 500 CFA pro Gepaeckstueck kam man dann mit brummenden Schaeder um halb sieben im Etappenziel Kaolak an, wo zur Entschaedigung wenigstens gleich eine Auberge fuer 12.500 CFA fuer das Doppelzimmer gefunden wurde. Direkt gegenueber eiskaltes Gazelle und extrem schmackhafte Kueche. So laesst es sich leben.

Tag 39
Freitag, 11.02.2011


Da schmeckte das kuehle nass am Vorabend dann wohl doch eine Spur zu gut, sodass der Koerper etwas gequaelt werden musste, als um neun Uhr der Wecker zu neuen Taten rief. Da es in Kaolak nicht nur staubig und auf Grund des anscheinend ueberall in der Stadt stattfindenden Marktes unuebersichtlich ist, sondern es auch gleich noch drei verschiedene Gare gibt, wurde sich ein "Schlepper" geschnappt, der einen fuer 200 CFA zum richtigen Abfahrtsort begleitete. Hier fuer 1.800 CFA p.P + 500 CFA Gepaeck zwei Plaetze im 19-Sitzer bis zum Grenzkaff Karang klargemacht. Ein drittes mal Huppelpiste allez, liess man sich schon am Gare in Karang rauswerfen, anstatt bis zum Grenzposten mitzufahren, um noch was zwischen die Zaehne zu bekommen. War aber wohl nicht ganz die Essenszeit, so musste sich mit Bohnenpaste auf Baquette begnuegt werden. Immerhin selten so guenstig gegessen (2 Baquettes fuer 300CFA). Statt Moto oder Eselskutsche ging es via Verdauungsspaziergang zum drei Kilometer entfernten Grenzuebergang der einmal mehr total stressfrei abgefertigt werden konnte. Im Gegensatz zum frankophonen Senegal war Gambia ja einst mal unter der britischen Krone und spricht englisch. Weitaus angenehmer weil einfacher also die restliche Reise, die uns via 7-Sitzer bis zum Faehrhafen in Barra (50 Dal. p.P. / 1 Euro = 37 Dal.) und mit der 15h-Faehre (10 Dal. p.P.) wieder bis nach Banjul brachte. Im Gegensatz zur Millionenmetropole Dakar wirkt die Gambianische Hauptstadt fast schon laendlich an. Gerade einmal 60.000 Einwohner finden hier Platz. So wurde die ueppig vertretene HMF- und Taximeute am Terminal links liegen gelassen und die Stadt in einem halbstuendigen Fussmarsch durchquert. Die Auskunft der Faehrarbeiter stimmte dann auch mit den Informationen aus der Wochenendzeitung ueberein, das Championsleaguespiel des Hafenarbeitervereins und derzeit amtierenden Meister Ports Authority sollte also am darauffolgenden Tag ueber die Buehne gehen. Endlich laeuft mal was.

In der Naehe des Triumphbogens am suedlichen Ende der Stadt wurde sich noch mal der Ranzen vollgeschlagen, bevor hier nach einiger Wartezeit ein Gelli Gelli mit noch freien Plaetzen nach Serekunda (5 Dal.) gefunden war. Es empfiehlt sich, in Banjul ein Gelli Gelli vom Strassenrand aus anzuhalten, gilt der Busbahnhof hier als Hochburg fuer Taschendiebe und Rucksackaufschlitzer. In Serekunda findet man bei Westfield dann Gelli Gellis nach Birkama (10 Dal.), das zu Einbruch der Daemmerung wieder erreicht war. Bei ein paar Bierchen mit Kara und Freunden wurde die weitere Vorgehensweise beratschlagt, ergab sich in den Tagen unserer Abwesenheit nicht viel neues in Sachen Autoverkauf. 60.000 Dal. war das einzig ernstzunehmende Angebot. Da geht noch mehr, so leicht lassen wir uns da nicht entmutigen...

Tag 40
Samstag, 12.02.2011

Warum wusste natuerlich keiner, aber Strom sollte es heute vorerst den ganzen Tag nicht geben in Birkama. So wurde die Zeit zum noetigen Waeschewaschen genutzt und Mangels Alternativen schon drei Stunden vor eigentlichem Kickoff in Richtung heutigen Spielort Serekunda aufgebrochen. Dort ungefaehr sieben mal nach dem Weg zum "Serekunda East Mini Stadium" gefragt, um sich dann letzten Endes vor dem "Serekunda West Mini Stadium" wieder zu finden. Wie gut, dass wir Zeit hatten! Allgemein spricht die Verwirrtheit der Gambianer mal wieder baende, gibt es hier in Serekunda zwar zwei sogenannte Mini-Stadiums, dafuer aber kein grosses. Da wundert es dann kaum, dass sich das East-Stadium direkt am Platz von "Westfield" liegt - so auch sonst... Allgemein wars schade, dass der internationale Rahmen des Spiels nicht als Grund dazu ausreichte, ins Nationalstadion nach Bakau zu wechseln. Aber Hauptsache mal ordentlicher Laenderpunkt Gambia mit einem ordentlichen Spiel:

Samstag, 12. Febraur 2011 - 16.30h
Gambia Ports Authority - Jaraaf De Dakar   0:2 (0:1)
CAF-Championsleague, Vorrunde - 1.000 Zs. (30)
East-Mini-Stadium, Serrekunda (GAM)

Auch wenn die Himmelsrichtung verwirrend sein mag, traegt das Stadion seinen Namenszusatz "Mini" durchaus zu recht. Nebst einer kleinen, ueberdachten Tribuene mit Betonstufen auf einer Laengsseite, die heute mit Gartenstuehlen bestueckt wurde, ist der Ground komplett unbebaut. Fuer hiesige Verhaeltnisse reicht es dann aber wohl auch aus, kamen zum heutigen Championsleaguespiel trotz grandioser Eintrittspreise von 50 Dal. Haupttribuene Gartenstuhl, 30 Dal. Haupttribuene Stehbereich und nur 10 Dal. fuer alle anderen Plaetze rings um das Spielfeld nur ca. 1.000 Interessierte. Auf Grund des geringen Fassungsvermoegens sah es aber doch ganz gut voll aus. Und Spannung versprach die Partie allemal, hatte sich der Gambianische Vertreter durch ein ueberraschendes 1:1 im Hinspiel doch eine gute Ausgangslage herausgespielt. Was man dann Fussballtechnisch allerdings vorgesetzt bekam, war grauenhaftester Sorte. Allenvoran die Hausherren waren keinerlei Fussballerischen Technik maechtig, in den kompletten 90 Minuten schaffte es nicht ein Spieler, den Ball mal laenger als fuenf Sekunden zu halten, die Fehlpassquote dementsprechend. So reichte die ebenfalls unterirdische Leistung der Senegalesen aus, um in der 32. Minute mit dem 0:1 einen wichtigen Schritt in Richtung naechster Runde zu setzen. Die Gefahr, sich durch ein Tor der Hausherren auch noch einer Verlaengerung aussetzen lassen zu muessen, entging man dann aber vorzeitig durch das zweite und entscheidende Tor von Jaraaf acht Minuten vor Schluss. Die 30 Mitgereisten aus Dakar (inkl grosser Zaunfahne und ein paar kleinen Schwenkern, aber sonst leider ohne Supportbemuehungen) hatten also was zu feiern. Die zwei Heimblocks mit je 30 Mann schienen mit dem K.O.-Modus allerdings nicht weiter vertraut, fanden es diese mindestens genauso super. Versehe es wer es mag. Support der zwei erwaehnten Bereiche halt afrikanisch mit viel Trommel, Singsang und Geschunkel. Ob das Lied auf die Melodie des hirnverbloededen Waka-Waka-WM-Lieds von Madame Shakira, die im uebrigen vor der WM noch nie in ihrem Leben in Afrika war, von ihr abgekupfert wurde oder eher anders herum, wuerde mich dann aber doch interessieren.

Das Highlight des Spiels blieb dann doch ein Anruf aus den schwaebischen, wo ein 4:1 Erfolg gegen Stuttgart vermeldet werden konnte. Da das Auto, geparkt bei der Polizeistation hinter dem Stadion, auch noch ueber alle vier Reifen verfuegte, war man also gluecklich seines Lebens und kehrte noch auf halber Strecke zurueck nach Birkama ein, um den Europapokalweg des Glubbs bei Huehnchen und nem kuehlen Blonden zu feiern. In Birkama gab es zwar wieder Strom, leider aber nicht bei uns zu Hause. Grund hier: In Gambia laeuft der Strom nach dem Prepaid-System, sprich man geht zum oertlichen Stromanbieter und laesst sich soundsoviel KW aufladen, wie man eben gerade bezahlen moechte. Ist diese Strommaenge dann aufgebraucht, muss man halt wieder hin oder aber bei Kerzenschein romantische Abende verbringen. Da der Stromladen am Samstagabend natuerlich schon geschlossen hatte, entschieden wir uns fuer das alternative Programm...

Tag 41
Sonntag, 13.02.2011

Die Weiterreise ohne Auto in Richtung Guinea war fuer naechste Woche beschlossene Sache und so sollte sich heute im wuerdigen Ramen von Karas Familie verabschiedet und vor allem fuer die Gastfreundschaft gedankt werden. Und was macht man da so, Mitte Februar? Richtig! Ein Grillfest am Strand sollte her. Hierfuer also morgens raus zum Bauern um die Ecke, wo sich ein Schaaf ausgeguckt wurde. Der Bock kam in den Kofferraum, der Schlachter auf die Rueckbank und zu Hause war es dann soweit. Die Herstellungsmethode meines Hauptnahrungsmittels, naemlich Fleisch, sollte heute mal unter die Lupe genommen werden. Der Tradition halber darf der Spender fuer das edle Vieh den Schnitt durch die Kehle vollziehen, auf Grund nicht vorhandener Erfahrung in der Artgerechten Toetung von Lebewesen ueberliess ich dass dann allerdings den Hausherren. Die ganze Nummer natuerlich blutig wie ein Splattermovie und zeitgleich nichts fuer schwache Europaeerherzen, ist das hier das normalste der Welt. Da huepfen die Kinder ringsum und sind begeistert, dass endlich mal wieder n bisschen was los ist. Wuerde man ein 8jaehriges Maedchen aus Deutschland an den Platz stellen, wuerden wahrscheinlich Psychologen Jahre brauchen, um das entstandene Trauma aufzuarbeiten. Andere Laender, andere Sitten. Auf einem Karton gebettet im Innenhof machte sich nun der Schlachter daran, den Bock auseinanderzunehmen. Beeindruckend, dass zum Haeuten des Tieres ein Schnitt in den Hinterlauf gemacht wird und dieses dann von dort aus aufgeblassen wird wie ein Luftbalon. Wie gesagt, nichts fuer schwache Nerven. Und bevor noch der Blog geperrt wird wegen nicht jugendfreier Texte, belasse ich es mal hierbei und ersparre mir Details. Eine ausgiebe Fotodokumentation kann auf Nachfrage aber gerne nachgereicht werden, wenn wir wieder zurueck sind.

Fuer die komplette Zerteilung brauchte der Kollege Schlachter dann gerade einmal eine Stunde. Fuer Tier und Arbeit waren 3.750 Dal, also ungefaehr 100 Euro zu bezahlen. Die restlichen Zutaten fuer ein gelungenes Grillfest in Afrika lies Kara springen, und so waren gut zwei Dutzend Frauen den ganzen Tag damit beschaeftigt, Schaaf, Fische, Reis, Gemuese, Salat und Krabben zu koestliche Speisen zu verwandeln. Gegen 17h war dann soweit alles gerichtet und die Grossfamilie zusammengetrommelt, um wieder in die Pflicht genommen zu werden. In nur zwei Fahrten schaffte ich es mit dem Chef, saemtliches Essen, Geschirr, den Grill, 9 Kinder, 4 Frauen und uns beide an den Strand zu schaffen. Mit vier weiteren Autos wurde aehnliches gemeistert, sodass sich am Ende weit ueber 50 Leute tummelten um bei mittlerweile Eingebrochener Dunkelheit zu grillen, essen und tanzen. Ein gelungener Abend mit einer Familie, die uns schon als Teil ihrer zu akzeptieren scheint. Ich denke, die Party war ein guter Weg, Danke zu sagen und die Investition von 100 Euro auch kaum der Rede wert, wenn man ueberlegt, wie viel man in den letzten zwei Wochen an Uebernachtungs- und Verpflegungskosten gesparrt hatten.

Da zu spaeter Stunde keiner mehr lust hatte, zwei mal fahren zu muessen, wurde nun saemtliches Material und alle Personen auf die Waegen verteilt, so dass der Chef mit 12 Passagieren zu kaempfen hatte. Dank dementsprechenden Tiefgangs musste zwar einmal der Auspuff wieder eingesammelt und angeschraubt werden, sonst kam man aber ganz gut nach Birkama. Jedenfalls besser als Kara, der alsbald anrief und eine Panne vermeldete, hatte sich das Getriebe eines hoffnungslos ueberbeladenen Nissans verabschiedet. So gab es Abschleppdienst aus deutschen Lande, bevor alle gluecklich und zufrieden in die Betten fallen konnten.

In der naechsten Woche soll es dann also weiter gehen in Richtung Sueden und damit ab von der ueblichen Route der sogenannten Overlanders, die in der Regel Westafrika via Gambia - Senegal - Mali - Burkina druchqueren. Statt dessen steht mit Guinea ein Land auf dem Plan, dass so gut wie keine Touristische Infrastruktur besitzt und dementsprechend ein ganz anderes Kaliber ist, als die bisher bereisten westafrikanischen Staaten Senegal und Gambia. Alleine die Anreise spricht fuer sich, geht es nun weg von geteerten Strassen und ausgebauten Pisten und mitten hinein in den Afrikanischen Busch. In einer Drei-Tages-Reise soll entlang des Gambia-Rivers bis ans oestliche Ende Gambias bei Basse Santa Su gereist werden, bevor die oestliche Casamance (die suedlich Gambias gelegene Region des Senegals) durchquert und bei Koundara in die Republik Guinea eingereist werden. Von hier ist es eine weiterer Tag Reise durch den Busch, bis mit Labe wieder ein Ort mit zumindest teilweise Vorhandener Infrastruktur wie Hotels (und natuerlich zwei Erstligisten) erreicht wird. Wie der Ritt durch den Busch dann so wird, darf abgewartet werden. Bequemes Reisen wird aber sicherlich anders aussehen. In diesem Sinne, bis zum naechsten Mal...

3 Comments:

Anonymous Steven Burns said...

"Waka Waka" ist ursprünglich ein südamerikanisches (?) Lied mit dem Titel "El negro no puede", also: "Der Neger kanns nicht" und wurde von Shakira wohl gecovert. Inwieweit der Liedtitel mit deinen Erfahrungen in Einklang steht, sei mal dahin gestellt...

22/2/11 16:11  
Anonymous Keule aus der Tonne said...

Bilder Bratmaxe, Bilder!!!

22/2/11 16:53  
Anonymous Anonym said...

Noch mal vielen Dank für die schönen Texte, Bilder sind auch toll. Ich würde einige auswählen mit euerm copyright versehen und ins Netz zu meinem blog stellen. Einverstanden?
viele Grüße Michael

22/2/11 19:07  

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